Wer hat schon einmal einen Kometen gesehen, der sich in eine Schachtel sperren ließ?“

Szabados György (Essay von 2001 / publiziert 2007)

 

Würde ein Film gedreht, der die Freundschaft zwischen Bartok und Kodaly zum Thema hätte, würde er sich zu einem einzigartigen Kunstwerk in der Sparte Film gestalten, da beide weithin bekannte und hoch geschätzte Kulturgrößen des 20. Jahrhunderts in einem universellen Sinn waren. Und  nicht nur allein deshalb, weil diese Freundschaft ein schöner, männlicher Bund zweier großer Geister war, deren Geschichte ein großartiges Thema und eine  Herausforderung darstellt. Auch nicht aus dem Grund, weil diese als legendär bezeichnete Freundschaft bis jetzt weder musikgeschichtlich, noch „geistesgeschichtlich”, noch literarisch aufgearbeitet wurde. Das Thema blieb bis jetzt ein Tabu im besten Sinne, und so steht es auch mit der Absicht, was für sich genommen schon sonderbar ist.

Die Schwierigkeit der Verfilmung, aber gleichzeitig die darin versteckte Riesenchance liegt in dem vielschichtigen, besonders reichen, sozusagen beispielhaften Bedeutungsinhalt und dessen hohen Spannungsverhältnis. Weil diese beiden Menschen im großen Maße nicht erfolgsorientiert waren, nicht in ihrer Art, ihren Idealen, und so auch nicht in ihren Bestrebungen. Ihre Geistigkeit und ihr Verhalten, ihr Lebenswerk und ihr Schicksal waren überhaupt nicht „zeitgemäß”. Sie verkörpern eher den großen Aufruf zum „Rechenschaft ablegen” des im kosmischen Sinne noblen Menschen – in einem Zeitalter, dessen Geistigkeit und seine Werte sich zu verirren scheinen.

Aus diesem Grund ist jetzt die rechte Zeit gekommen, die Vergegenwärtigung der Freundschaft zwischen Bartók und Kodály in einem großen Spielfilm an zu gehen und würdig zu verwirklichen. Der künstlerische Gehalt und die wahre Aktualität dieser Themenwahl und des Unternehmens liegen in der ewig gültigen, universalen, tiefen menschlichen Beispielhaftigkeit – abgesehen von dem zu erwartenden Filmerfolg. Als schöpferisches Fortbestehen dieser Freundschaft und durch die einmalige visuelle Wirkung könnte dieser Film ein Pendant zum Film über Gandhi werden – im geistigen und kultischen – nicht im sozialen Sinn.

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Zeitalter und Mensch

Der Maßstab, den das Thema verlangt und die Forderung der künstlerischen Authentizität sind sehr hoch. Diese Höhe ergibt sich aus den grundlegend gleich orientierten Ansichten und Charakteren dieser beiden Menschen – die aber gleichzeitig auch wesentlich verschieden waren, und sich einander auch in ihrer Art ergänzten.

Andererseits ergibt sie sich aus der mehr und mehr erstickenden Atmosphäre der besonderen Epoche eines tausendjährigen Kulturkreises und einer enormen Zivilisation, die schwerwiegende Weltprobleme trägt und schafft; und die das dramatische Umfeld dieser Freundschaft gestaltet. Es geht um ein maximiertes Kraftfeld, zwischen dessen Polen sich diese zwei genialen Schöpfer und durchblickenden Geister – die sich in ihrer Kunst „alle Probleme des Lebens einschiebend“ (Hamvas) durch ihre Persönlichkeiten und Einsatz sinnhafter künstlerischen Mitteln gezwungen fühlen – alles auf zu zeigen und zu wirken. Es ist die Welt Europas des 20. Jahrhunderts, die immer enger und aussichtsloser für den Geist wird. Die geschlossene, in ihrer Sakralität aber trotzdem immer offene Ordnung der Archē ist mit der Aufklärung für eine gewisse Zeit oder vielleicht für immer eingestürzt. In der Zeit der Jahrhundertwende, die in den 1. Weltkrieg mündete, beschleunigte sich die Annäherung und gegenseitige Öffnung der Kulturen. Ein Prozess der gegenseitigen Einwirkungen nahm seinen Anfang und damit, die mit der horizontalen Bewegung einhergehende kulturelle und geistige Verflachung, ein Vorwärtsrennen ins Paradies des Besitzens, die Machtübernahme der Genüsse – die latente Vorbereitung und das Vorgefühl der heutigen Globalisierung. Ein ambivalentes, brodelndes Umfeld, dessen ungebremster innerer Zwang diese Öffnung hervorruft, während sein Wille weiterhin die Eroberung bleibt – ein Raum, in dem schon ununterbrochen Massen defilieren. Und dessen nicht mehr ab zu bremsende Folge die immer hemmungslosere Wirklichkeit der ich-süchtigen Macht, weg von der Ordnung der Archē; eine immer mehr übergreifende Unsicherheit und den totalen Ausschluss des geistigen Menschen, und mit ihm des Geistes, als einer nobleren humanen Qualität – des Menschen, der erhalten will.

Als Haltung zu diesem Filmentwurf – und nicht nur als epitethon ornans – möchte ich hier einen perfekten Satz vom wortkargen und immer sinnreich sprechenden Kodály zitieren, den er als Eingeladener in den 50er Jahren als schon fast als 70-jähriger auf einer geschlossenen Sitzung der Parteileitung der Ungarischen Arbeiter legendär über das Thema Bartók gesagt hat, nachdem ihn alle vorher in den Dreck gezogen hatten. Als er aufgerufen wurde um seine Meinung über das Thema zu äußern, stand er auf und antwortete nur so viel: „Wer hat schon einmal einen Kometen gesehen, der sich in eine Schachtel sperren ließ?“

Ja. Bartók’s und Kodály’s Zeitalter ist die Welt der Zivilisation des 20. Jahrhunderts, die Welt der Bolschewisierung und der Faschisierung: der Ort des in Schachteln eingesperrten Geistes. Eine hochmütige, sich von jeder Würde entfernenden Welt, eine sich als gottlos behauptende niederträchtige Welt ohne Maßstab. Dazu waren weder Europa, noch Amerika ein Gegenpol, umso mehr, weil sie aus ihnen entsprang. Die Welt der Heimatlosigkeit der Seele, woran Bartók, der Schutzlosere, eher gestorben war. Kodály hat die Lage zäher und besser gewappnet ertragen. Der große zeitgenössische Dichter, Attila József hat es auch nicht anders ausgedrückt: „Ich lebte – daran ist mancher schon gestorben“ (Übers.: W. Droste).

Der eröffnete Raum bedeutete hier nur noch Amerika, Afrika und Asien. Den militärisch wichtigen Inseln und dem Luftraum. Die Meeren reich an Schätzen. Der Eroberer erhofft Erlösung vom Raum. Ausgenommen sind dabei die weiterhin alles beobachtenden, ihre Kulte volens-nolens noch bewahrenden Völker, Kulturen und Geister. So auch das ungarische Volk. Seine Sprache ist beständiger, stämmiger, seine Denkweise geräumig, aber vorsichtig und maßgebend, sein Geschmack pompös, seine Kunst mit einem Symbolsystem ausgerüstet. Man muss nur an es glauben, man muss ihm nur glauben. Und verstehen.
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Mensch und Zeitalter

Kodály wurde in eine anspruchsvolle Behördenfamilie geboren (1882, Kecskemét. Sein Vater war Bahnhofschef in Galánta, später in Nagyszombat). Der Junge ist mehr philosophisch veranlagt und diese Veranlagung wird immer stärker. Nach Abschluss der Mittelschule und nach Sprachstudien erwirbt er sich während seiner Studienjahre an der Musikakademie ein Doktorat in Philologie im Jahr 1906. In diesen Jahren der Geistes- und Charakterentwicklung lernt er Bartók kennen, der ebenfalls vom Lande nach Budapest kommt – und er erkennt in ihm einen verwandten Geist und sein großes Talent.

Bartók (1881, Nagyszentmiklós) ist eher instinkthaft veranlagt. Er durchlebt alles, ist außerordentlich empfindlich, hat in all seinen Kinderjahren mit Krankheiten gekämpft und wurde durch sein Leiden „eingeweiht“. Seine Denkweise ist analytisch und systematisierend, er sucht in allem sachgerechte Sicherheit und Zusammenhang und in der Tiefe von allem Harmonie und findet sie auch. Er musste früh ohne die unterstützende Rolle des Vaters leben (sein Vater war Schuldirektor und starb früh), seine opferbereite Mutter mit einer musikalischen Seele hat ihn erzogen und war sich des Wertes ihres Sohnes und der Natur dieses Wertes immer voll bewusst.

Als Jugendlicher lebte Bartók in der – unter dem Einfluss von Wien – anspruchsvoll geprägten musikalischen Umfelds, das sich in der Monarchie im kleinstädtischen Geistesleben der Jahrhundertwende entwickelt hatte. In Pozsony (Pressburg) unterrichtete ihn der Sohn von Ferenc Erkel im Klavierspiel, der ihm die schon damals hervorsprudelnde Improvisationslust verbot.

Es war aber Kodály, der ihn zur Musik im ungarischen Geist und Stil geführt hat, deren Forschung die größte Leidenschaft seines Lebens wurde, wie er selber bekennt.

Obwohl beide einander in Statur, Gestalt und sonstigen Äußerlichkeiten fast ganz  gegensätzlich zu sein schienen gibt es in ihrem Charakter und ihren inneren Ansichten sehr viele Ähnlichkeiten.

Die sich früh (bei Bartók noch eher) offenbarende schöpferische Veranlagung in der Musik, die auch dem Inhalt nach außerordentlich anspruchsvoll war, das meditative Gemüt und die analysierende Denkweise, die Grundbedingung legten für stichhaltige Feststellungen, ihre nicht Boheme-artige, sondern wissenschaftliche Natur, ihre gereiften Einsichten und das konsequente Verharren in ihren Gedanken, die Naturliebe und ihre Bewunderung, der Glauben an und die Überzeugung für eine fundamentale und ewige Moralität, und der unendliche Fleiß, der neben ihren außerordentlichen Begabungen für beide bezeichnend war; diese Eigenschaften haben sie zusammengeführt und sofort in eine freundschaftliche Nähe geschleudert. Und noch etwas: die noch lebendige Tradition, die ihre Jungend umgeben hat.

Bartók war schneller in seinen Bewegungen, leidenschaftlicher und impulsiver. Kodály war  disziplinierter, wie jemand, der mit seinem Wesen immer etwas konsequent vertritt. Auf ihr Leben so zurückblickend und ihre Werke heraufbeschwörend sind Bartóks abenteuerliche, Wandlung fördernde Lust und Kraft offensichtlich; die alles neu formulierende, neu gebärende Arbeit, die er in der Treue an das Naturnahe in den Traditionen durchführt. Das wird bei ihm mehr betont. Die Erneuerung, die erneuernde Tätigkeit. Bei Kodály mit seinem außerordentlich offenen Geist sehen wir gleichzeitig eine fast sinnliche Treue zur orientierenden Höhe des göttlichen Verstandes und Sichtweise, zum erhaltenden, unsichtbaren und ewigen geistigen Fundament. Zum Belebenden, zur Harmonie. In seinem ganzen Wesen und voll bewusst ist Kodály ein christlicher Mensch. Er schaut vom Zenit des Mittelalters herunter und in dessen Transparenz betrachtet er alles und zeigt die  Zusammenhänge auf durch die Augen des Künstlers. Dieses Verhalten charakterisiert am ehesten seine vielfältigen Tätigkeiten und seine reiche musikalische Welt.

Bartók hingegen steht der im Christentum immanenten heidnischen Sakralität nahe und lernt schon frühzeitig, dass nur der Mensch auf Erden zum Mittäter des Bösen wird, während sich die Welt auf einer Diamantenachse dreht.

Beider Denkweise ist ein geschlossenes System, weil ihnen die erprobte geistige Tradition und die bewunderte Natur dies nahelegen. Dies hat ihnen die Sicherheit ihrer Orientierung und Beurteilung – und auch ihre moralische Standfestigkeit gegeben. Und das ist eine große Lehre.

Damit jedoch diese sich entfaltende Freundschaft – und wie später klar erkenntlich – eine ewige und beispielhaft schöne und große Freundschaft wird und dank ihrer Tätigkeiten zu einem der tragenden Säulen der Kontinuität der universalen menschlichen Kultur wird – wie es auch erfolgt ist – war die einweihende Hand der großen gemeinsamen Arbeit nötig, die sie auf sich genommen haben. Die Bewunderung, die Sichtung, die Bearbeitung der Volksmusiktradition und diese zum Gemeingut zu machen. Ihre Freundschaft wurde in der Ähnlichkeit ihres Geistes gezeugt, aber das gemeinsam auf sich genommene Schicksal hat sie mit dem Siegel der Ewigkeit gekrönt.

Diese Schicksalsverhaftung entsprang zum großen Teil der historischen Lage. Der engere Bezug, der ihr Leben, ihre mühevollen Handlungen und ihre einander gegenseitig unterstützende Freundschaft in Gang brachte, war das im Weltkrieg durch internationale Kräfte niedergeworfene monarchistische Ungarn der Jahrhundertwende, das sich von dem Freiheitskampf (der Jahre 1848-49) noch nicht erholt hatte – und dem ein künstlich strukturiertes, mit unauflösbaren Gegensätzen belastetes neues Osteuropa dazu kam, das schon selber über Europa hinaus geschaut hatte. Diese Osteuropa-zentrische Determiniertheit und Ausblick hat ihr ganzes Leben begleitet. Ohne dass sie sich darüber beklagten brannte in ihnen der Glaube am Leben, die Dienstbarkeit, ineinandergeflochten mit einem immanent gewordenen Gefühl der Bedrohung. (Dieses Erleben des Bedrohtseins wird weltweit beherrschend nach Hiroshima, was in großem Maß für den Prozess bezeichnend war. Osteuropa ist nicht nur die Wiege der Modernen Physik und der Mathematik, sondern auch des universalen Erlebens von Bedrohtsein im neuen Zeitalter.)

Über die innere Verwandtschaft im künstlerischen und geistigen Bereich hinaus, ließ die sinnlose Zerstückelung Ungarns vor ihren Augen – ihre Freundschaft der Jugendzeit zu einem stillschweigenden seelischen Bund anwachsen. Das ehrwürdig tragische Allgemeinbefinden nach dem Ersten Weltkrieg. Und die tiefe Sorge wegen der Gnadenlosigkeit dieser „Aktion“ und wegen deren seichten Absichten. Der Schock und das Erwachen. Das ist die bestimmende Atmosphäre des Films, die Projektion ihres Seelenzustandes. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen machten für beide deutlich, dass Europa nicht mehr der Ort der Flamme des Geistes war. Dass hier König Lear’s Drama begonnen hatte. Die einzelnen Teile, die Kinder eines Geistes mit schlechtem Gewissen, waren einander an die Kehle gesprungen, und keine transzendente Kraft war da, um diese auferweckten Gefühle zurückzuhalten, die die Vernichtung zum Ziel hatten. Die größeren Geister haben das gefühlt. Dass man sich hier auf Erhaltung, Rettung, auf Schutz ausrichten muss. Dass dies der tiefste und offensichtlichste Lebensauftrag des Zeitalters ist, versteckt unter einem sich immer mehr „spektakulärer gebenden“ und moderneren Horizont. Dessen gefahrbringendes  Erscheinen stellt jede Kultur auf die Probe und brandmarkt jeden Menschen. Das ist der Grund, weshalb die Bartóksche Dissonanz und das Kodálysche Flehen so glaubwürdig, so sehr zum Himmel schreiend ertönt. Zeitalter in Kollision zum Menschen, Mensch zum Zeitalter. Schön bleiben nur Gott und die Sterne, wie in den Volksmärchen.

Ein bestimmender, gemeinsamer Schritt war ihre Rolle in der Räterepublik: sie war politisch unbedeutend, hatte aber große Auswirkung auf ihr Leben und in gewissem Sinne auf die weitere Entwicklung des ungarischen Musiklebens. Eine Geschichte, so typisch für die Zeit. Der beschämende 1. Weltkrieg brachte in seinem letzten Stadium das einige Monate dauernde Machtsystem der Räterepublik für Ungarn, die in fast jedem Bereich des Lebens tabula rasa machen wollte. Die alten potenten, monarchischen geistigen Kräfte mit starkem deutschen Einfluss wurden weggefegt, das Volk mit terroristischen Mitteln eingeschüchtert, die Armen als tragende Kraft instrumentalisiert, im Interesse einer neuen fremden Macht mit gnadenloser und außerordentlich radikaler Ideologie, die weder mit dem Volk, noch mit seiner Kultur – weder mit natürlicher Denkweise, noch mit hoher Spiritualität zu tun hatte, – und nicht einmal mit einer grundlegenden Moralität. Die pure Macht in ihrem materiellen Wesen war das einzige Mittel. Und sein einziges Ziel war dieser große interne Umsturz. Dieser, im Dienste einer fremden Macht stehenden Kraft war gelungen, die gesellschaftlichen Verhältnisse Ungarns fast völlig durcheinander zu wirbeln und es dadurch der damaligen politischen und geistigen Elite, die sich schon seit geraumer Zeit als unfähig erwiesen hatte unmöglich machte, das Land zu führen.

Die an die Macht katapultierte „Sowjet“ – dieser aus der Wunderlampe freigesetzte kleinkarierte Geist der Begrenztheit in der Geschichte – leitete auch das kulturelle Leben durch die sogenannten Direktorien. Kodály und Bartók – damals schon Vierzigjährige – haben den historischen Augenblick erkannt und wurden Mitglieder des musikalischen Direktoriums und dieser gut durchdachte, auf den ersten Blick karrieristisch anmutende Schritt hatte zweierlei Folgen. Einerseits kamen sie in den Kreis der Aufmerksamkeit der linken (später antifaschistischen) Weltbewegung, die ihnen in noch erwürgenden, unmöglichen Zeiten potentiell zu Hilfe gekommen war. Andererseits traten sie mit diesem Schritt als geistige Kräfte auf die Bühne der Politik, die sich auch in die Kultur immer mehr einmischte und über sie bestimmte. Damit vertraten sie die musikalische und kultische ungarische Tradition von universellem Wert und Schönheit und vergegenwärtigten sie mit enormer Kraft; eine Tradition also, die bis dahin als wertlos erachtet und auf niedrigstes Niveau heruntergedrückt worden war. Dieser Schritt, dieses Nutzen des öffentlichen Raumes war logisch, aber ein riskantes Unterfangen, da dadurch ihre unabhängige und engagierte geistige Ausrichtung auch bedroht war. Bezeichnend für den guten Instinkt dieser Rechtmäßigen und Opferbereiten, verursachte dieser Schritt lediglich Nachteile  für ihre materielle Existenz und behinderte eher Kodály. Das Ziel haben sie immerhin für ein und allemal erreicht: dass das ungarische Musikleben durch die heranwachsende neue Musik, die ganz aus der ungarischen Musiktradition heraus entstanden war, dominierend wurde und dadurch das ungarische Bauerntum, die Volksschicht, die dieses riesige archaische Wissen bewahrt hatte ins allgemeine Gut des Bereiches der Kunst im geistigen und politischen Leben hinein befördert wurde. Neben der Großartigkeit ihrer alles überwindenden Musikkunst ist wahrscheinlich diese Konsequenz die wichtigste Tat ihres Lebens, die auch auf die Betrachtungsweise der Kultur des Jahrhunderts einen großen Einfluss hatte.

Zwischendurch haben sie die geistigen Bewegungen und künstlerischen Moderichtungen in Paris und Berlin lebhaft verfolgt und früh (Kodály eher) deren Farben und Anomalien erkannt. Die Neuartigkeit, die Aktualität und das Zeitgemäße, aber auch die Stümperhaftigkeit des in ihnen manifestierten Geistes. Gleichzeitig beobachteten sie mit elementarer Neugier die überall in Europa als Exotik auftauchenden Kulte. Sie haben Debussy’s Musik bewundert und durch Debussy’s Musik den Fernen Orient. Und vor allem Bartók bewunderte die Musik der Schwarzen, den Jazz, den er liebte und den er als eine verspätete Klangwelt des „Ur-Ozeans der Musik“- was ein von ihm geschaffener Begriff war – hörte und für dessen Beurteilung sein musikalischer Geschmack perfekt funktionierte. Er hielt nur denjenigen Jazz für wesentlich und als gleichrangige Musik, der einen kultischen Ausdruck verkörperte. „Wir brauchen keinen Jazz – sagte er – wir haben eine wunderschöne Volksmusik, es ist überflüssig, dass wir in die Arme des Jazz fallen“. Diese Beurteilungsmaßstäbe kennzeichneten Ihre Betrachtungsweise.

Die Welt ihrer Kindheit tauchte als zeitgemäße und vollumfängliche Antwort auf, eine erlebte und erwärmende Welt. Sie dachten, durch die Musik, die Förderung dieser schwindenden Welt, eine Chance der Öffnung, der wesentlichen Erneuerung anzubieten. Entgegen der kulturellen Kolonialisierung glaubten sie an die innere Erlösung. Im großen Erbe der Vergangenheit, in der bäuerlichen Welt, ihrer Kunst und deren Öffnung, sahen sie die einzige würdige Antwort auf die riesigen historischen, gesellschaftlichen, kulturellen und Lebensprobleme, auf die Lösung dieser großen Fragen in qualvollen Zeiten, auf die geistigen Herausforderungen des Zeitalters. Die Antwort sahen sie In einer zeitlosen, analogen und lebendigen Qualität, die die dünkelhaften Zeiten verworfen, zum Vergessen verurteilt haben. Die naturnahe Welt des Dorfes wurde plötzlich zu der vielleicht wichtigsten und sehr geliebten Basis ihres Lebens. Die bäuerliche Umgebung, die auch in ihrem verfallenden Zustand noch mit jeder Bewegung in der Sakralität und in der Archē lebte. Sie bildete den Rahmen für den Tages- und Wochenablauf, für den zeitlosen Fluss des Lebens; Leben und Tod, Freude und Kummer, Tag und Nacht und dazwischen war jede Tätigkeit davon durchtränkt; in einer empfindlichen und nuancierten inneren Differenziertheit. Diese schlichte Funktionalität bedeutete gleichzeitig reine Ästhetik, die im Wesentlichen die pompöse und symbolhafte Vergegenwärtigung der Sakralität darstellt. Auch in ihrer Weltlichkeit enthält sie den heiligen Kult des Geheimnisvollen „Großen Ganzen“, und die Ursache, die sich in der Kausalität, in der Ordnung der Natur enthüllt. Die kosmische Heimeligkeit dieser Welt – trotz des historischen und gesellschaftlichen Elends – war quasi paradiesisch; ein Fluss, dessen Ufer aus dem Endlosen ins Endlose führt.

Sie haben nicht nur die Lieder des Volkes gesammelt (wobei sie den ungarischen Sprachraum untereinander aufteilten), sondern haben auch seine Denkweise, die Bezüge und Verhaltensweisen in sich aufgesaugt. Das durchtränkte ihr ganzes Wesen und ihre Werke. Und das soll auch die Stimmung des Films durchdringen. In der Tiefe von Kodálys Musik-, Literatur- und Erziehungsvorstellungen sind diese archaischen Bewusstseinsprozesse und der unschuldige reine Seelenzustand immer anwesend –  genau so , wie sie von der Bauernwelt bewahrt wurden mit dem Ziel, sie von Kind zu Kind, von Zeitalter zu Zeitalter weiter zu geben. Das wird in unserer Seele erweckt, das ist das geistige Ethos seiner Musik. B. Bartók und seine Musik unterscheiden sich davon nur in ihrer dramatischen Handlung, nicht in ihrem Geist. Verknappung und Askese sind bei ihm Naturgesetze; wie auch seine aufrüttelnde, schwungvolle Rhythmik und oft auch die Nostalgie, Gedanken und Vorstellungen heraufbeschwörend. Sein ganzes Leben lang hat er sich in die Welt der Dörfer, mitten unter die Bauern,  in die Nähe der Natur, zurückgesehnt; dort hat er sich glücklich – und nur dort zu Hause gefühlt. Er hat sie als „meine lieben Bauern“ erwähnt. Der holländische Musikwissenschaftler, Denijs Dille, der später alle von Bartók besuchten Orte aufgesucht hat, wurde ein authentischer, später Zeuge davon, wenn ihm Leute davon erzählten, welch geheime Sehnsucht und Bewunderung oft in ihm brennen konnte, wenn er einem tugendhaften Bauernmädchen mit offenem Blick und  kraftvoller Schönheit gegenübertrat – was für eine verdrängende Flucht von der Welt – dorthin.

Die Antwort von Bartók und Kodály war umfassender. Mit mehr Wahrheit und mehr Moral. Nicht aufwühlend, nicht egoistisch, sondern erschaffend. „Es gibt keine und es wird keine Entwicklung in der Musik geben, nur Änderung“ – sagt Bartók im Jahr 1933. Dies scheint heute noch eine anachronistische Aussage zu sein, dabei ist sie eine Weisheit über die eigentliche Natur der Dinge. Eine bessere Basis einer Wertordnung, eine umfassendere Realität als das kennen der menschliche Geist und die menschliche Erfahrung nicht. Die darin wirkende universelle Moralität bleibt immer dieselbe. Weil nicht die Welt verfällt, sondern der Mensch oft unwürdig handelt. Und das ist die innere Gefahr für die Kulturen und Zivilisationen.

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Schicksal

Die Freundschaft zwischen Bartók und Kodály ist also geistigen Ursprungs, besiegelt jedoch von der Hinnahme eines gemeinsamen Schicksals. Dieses Siegel, das von außen gesehen als ein schönes „Zwillingspaar-Verhältnis“ voller Kampf scheint, ist von  innen her betrachtet, eine außerordentlich bewusst, diszipliniert und funktionell gelebte Genialität im Sinne des Dienstes.

Die Tiefen dieser Freundschaft im privaten Bereich sind kaum zu erfassen. Keiner der beiden erlaubte hier einen Einblick. Bartók hat sogar seine Methoden als Komponist als Privatgeheimnis behandelt. Andererseits lebten beide bescheiden, unter Bedingungen, die  ruhige Arbeit ermöglichte. Sie kleideten sich mit einfacher Eleganz, die Mode der Zeit respektierend. Sie liebten  Bauernmöbel und bäuerliche Gebrauchsgegenstände. Und sie waren oft krank.

Sie beteiligten sich meist am Gesellschaftsleben, aber immer im Dienst ihrer Ziele. Der Salon war ein beliebter Ort der aufsteigenden Mittelklasse des alten Ungarns. Anders als  Erkel, der sich dem Schachspiel widmete, hatten sie außer der Musik und der Musikwissenschaft, dem Lesen und dem Ausblick auf das geistige Leben, keinen anderen leidenschaftlichen Zeitvertreib. Kodály liebte zu unterrichten und in den Bergen zu wandern, meistens barfuß im Wald (wie in Galyatető, wo er sich gerne aufhielt). Hier folgt ein typischer Brief, den er 1908 an Bartók schrieb, aus dem berühmten Sanatorium in Deutschland, nachdem sie sich schon geduzt haben.

„Das Leben in seiner hiesigen Form hat vieles, was für meine Anforderungen an das Leben nötig ist, was mir fehlt (See, Naturnähe) erdulde ich in dem Bewusstsein, dass mir davon später auch  wieder etwas zu Teil wird. Die Menschen sind garstig und zahlreich aber ich brauche mich nicht um sie zu kümmern. Wenn ich mich zwischen ihnen bewege, oder dazwischen durch laufe, bewundern sie zuerst meinen Kopf, dann meine Füße: an einem gibt es nämlich nur ein Sandale, am anderen nicht mal das. Was wir hier machen? Wir baden im Wasser, in der Luft, an der Sonne, wir turnen, zwischendurch essen wir viel (der Appetit verdoppelt sich), und wir versinken hier bis zum Hals in Obst und Gemüse. Wenn mir manchmal in den Sinn kommt, dass da ja auch noch eine Musikakademie  existiert – diese Vision verschwindet wie ein komischer Traum. Beim Turnen entdeckt man, dass einer von sich selber keine Ahnung hat und beginnt sich für Anatomie, Muskeln, usw. zu interessieren. Also, so selbstvergessen war ich bis jetzt noch nie. Und wenn es mir gelingt, mich noch einige Wochen so zu halten, wird das sicher von großem Nutzen sein. Gar nicht zu sprechen vom dem Holzhaus, es ist, als würde einer im Freien schlafen. Was sehr wichtig ist: dass ich beginne mich zu informieren, es gibt in der Welt noch eine Menge solcher Orte, wie der da, vielleicht sogar bessere. Beile dich, komm, hier ist die beste Gelegenheit, mit dem Luftbad zu beginnen, weil das eine Kunst ist, man muss damit langsam beginnen. Zieh dir Sandalen an, schmeiß den Hut weg, und zieh dich aus! Beginnen wir ein neues Leben auf dieser verfaulten Erde. Wir müssen auch zu Hause die Idee der Nacktheit verbreiten. Das wird noch eine große Sache werden! Und ein Hochgenuss! Die Krankheit wird in absehbarer Zeit ausgerottet.“

Einmal pro Woche, immer zur gleichen Zeit beschäftigte er sich mit der griechischen Sprache und Philosophie und ging regelmäßig im Lukács-Bad schwimmen.

Bartók war ebenfalls ein begeisterter Wanderer, wobei er auch seine Interessen für Botanik und Insekten befriedigen konnte. Aber er hat  auch viele In- und Auslandreisen unternommen um Konzerte zu geben und hatte deshalb für so etwas weniger Zeit. Er liebte Reisen mehr als Unterricht. Die Sammlung von Volksliedern, größere Reisen und Spaziergänge in ihrer Jugendzeit konnten die meist intimen, behaglichen Schauplätze ihrer Gedanken sein. Sie wurden Orte und Gelegenheiten für Meditation: Der Sternenhimmel über den Wiesen, die Kathedrale der Wälder. Und dazu die frischen Erlebnisse von einer Welt „unter der Geschichte“. Zurückblickend aus diesem „auswärtigen Dasein“ zeigten sich die Dinge in einem noch größeren Blickwinkel. Die Stille der Natur, die in dieser Stille ertönenden Klänge und Töne stellen für einen Musiker den umfassendsten Bereich dar. Die Natur ist Ordnung und Romantik  in einem – Parabel und Kraftfeld.

Ihre Auslandreisen waren immer Reisen der Betrachtung von Museen, Städten, Lokalbräuchen, Lokalkulten, sowie des dortigen Volkes und seiner Kultur, besonders für Bartók, der mehr Konzerte gegeben hat und so auch mehr gereist hat. Gelegenheit der Bewunderung und des Vergleichs, der Orientierung des Geistes. Ihr Briefwechsel zeugt davon zur Genüge.

Körperlich war Kodály zäher und trainierter. Bartóks Köperzustand (er litt als Jugendlicher an einer Lungenkrankheit) konnte mit der Rasanz der Unternehmungen seines Geistes kaum schritthalten. Seine Sammelreisen und Konzerttouren haben ihn oft sehr belastet. Er sorgte sich jedoch weniger um seinen Körperzustand und benötigte deshalb Fürsorge. Beide waren besessen von ihrer Aufgabe, je nach ihrer Natur.

Während Kodály zwei harmonisch verlaufende Ehen hatte: eine in der Jugend und eine in alten Tagen, und diese sein Privatleben erfüllt hatten, war Bartóks Gefühlsleben suchender und eher leidenschaftlich. Seine große Liebe zu Stefi Geyer, die sehr begabte Geigerkünstlerin, blieb immer unerwidert; sie hat in seinen Werken bestimmende Spuren hinterlassen und hat ihn ein Leben lang belastet. Sein Werk Zwei Porträts (Két arckép) zeugt davon, ebenso die schwere Einsamkeit, die er in Herzog Blaubarts Burg in Musik gefasst hat. Da diese Liebe mit einer tiefen Depression verbunden war, die er nach einem erfolglosen internationalen Komponisten- und Pianisten-Wettbewerb (Rubinstein- Wettbewerb, 1905) erlitten hatte, ist es verständlich, warum sich Kodály wie folgt äußerte: „Diese Liebesenttäuschung brachte ihn „an den Rand der Nichtexistenz“.

Bald darauf wurde ihre Beziehung zu Emma Sándor, einer Frau mit ausgezeichneter Allgemeinbildung und hoher Musikbildung zur Prüfung ihrer Freundschaft. Beide haben sie unterrichtet, und in ihrer Wohnung – noch als Ehefrau von Henrik Gruber – fand eine Art  geistiger Salon statt. Dieser Salon war Treffpunkt vieler ausgezeichneter junger Künstler. Die beiden haben sich bei ihr am 18. März 1905 persönlich kennengelernt und der  viel älteren, nicht besonders schönen, aber desto hinreißender Frau mit einer außerordentlich positiven Geisteshaltung den Hof gemacht und sie bewundert. Emma Sándor erkannte und fühlte bewusst und unbeirrt die Außergewöhnlichkeit der beiden jungen Männer. Schlussendlich hat sie Kodály gewählt, hat sich scheiden lassen und sie lebten in einer beispielhaften, liebenden zusammenarbeitenden Partnerschaft. Gemeinsam mit Kodály – aber auch ihrem eigenen Willen entsprechend – haben sie Bartók, dem geschätzten Freund immer geholfen. Partituren, Manuskripte und schöne Briefe zeugen davon. Und Bartók hat dieses zweite Fiasko für immer in sich verschlossen. Das Drama, was inzwischen in der Tiefe stattfand, beherrschte nie ihr Leben. Die expressivere Musik Bartóks zeugt für die Eingeweihten noch davon, Kodály jedoch erlaubte sich nie (nicht einmal in der Musik) sich über Privatprobleme zu äußern. Seine Briefe aber, die er seiner Frau geschrieben hat, sind genauso schön, hochwertig und rein, wie er selbst, und wie seine besondere, innige, dankbare Liebe zu Emma Sándor war. Kodály hat seinen auch seelisch als glückhaft empfundenen Sieg nie „missbraucht“ ihn auch nie als Sieg erachtet. Er liebte, schätzte und verstand seinen Freund darüber hinaus und verstand auch seine manchmal fatale Liebesdramaturgie. Er konnte sicher sein, dass Bartók von all dem auch wusste, und dass das das einzig würdige und erträgliche Verhalten war, was ihre Freundschaft betraf. Bartók heiratete auch bald (1909, Márta Ziegler). Er gab sich auch Mühe, Kodálys Musik immer und auf jede Weise bekannt zu machen und seinen Erfolg zu fördern. Er spielte in seinen Konzerten, neben den eigenen am häufigsten Kodálys und Beethovens Werken. Nach dem Sturz der Räterepublik, als gegen Kodály ein Verfahren eingeleitet wurde und er während langer Zeit in seinen Tätigkeiten verhindert war, setzte er sich für ihn überall ein, obwohl er in der Angelegenheit selbst ein Betroffener war. Die Familie Bartók, bald aus drei Personen bestehend, wohnte eine Weile bei Kodálys in den schwierigen Monaten nach dem ersten Weltkrieg.

Diese Geschichte ist quasi eine Metapher für ihr weiteres Schicksal. Kodálys Ansehen nimmt mit den Jahrzehnten zu, Bartóks Leben wird – trotz seines großen Namens – immer aufreibender, bis zu seinem frühen Tod.

Ein wahrhaft großes Erlebnis war im Leben der beiden – und auch in der Geschichte der ungarischen Musik – das Konzert, das sie im Frühling 1923 anlässlich des 50. Jahrestages der  Vereinigung von Buda und Pest gegeben haben und wo beide jeweils ein originales und großes Werk aufgeführt hatten. Kodálys Psalmus Hungaricus und Bartóks Tanzsuite begannen damit ihren Weg in die Eroberung der Welt und damit in die Wirkung, die diese zwei Musiker auf die Musikkunst der zivilisierten Welt ausgeübt haben. Schon diese Werke zeigen eindeutig einen der Hauptunterschiede in ihrer musikalischen und geistigen Verwandtschaft, nämlich, dass, während Kodály vollständig in die Tiefen seiner eigenen Kultur in Zeit und Raum hineinblickt und auf die seelische Beschaffenheit des christlichen (ungarischen) Mittelalter aufbaut; „erforscht“ Bartók die tiefere Gleichheit der menschlichen Welt, er sammelt Musik in der Türkei und in Nord-Afrika, ihn versetzt der „Musik-Urozean“ in große Erregung und dieser lässt ihn immer wieder die zeitlosen Werte der ungarischen Musik erkennen. Kodály wird allmählich zum Apostel der Chormusik, zu einem der großen sakralen Komponisten der modernen Zeit und während Bartók sich in die Erforschung der Grundlagen der Musikkultur vertieft , wird seine pantheistischen Ansichtsweise stärker und schließt sich (aus einer geheimen Herzensverbindung heraus) den Lehren der Glaubensgemeinschaft der unitarischen Kirche in Siebenbürgen an.

Ihr Schicksal – auch wenn es sie auf verschiedene Wege führt – wird immer mehr zum Schicksal von Menschen, die einer schrankenlosen Macht unterworfen sind. Die Machtübernahme durch den deutschen Faschismus und die lauernde, bedrohende Bolschewik-Macht veranlassen in Kodály den zum Überleben anspornenden Gemeinschaftssinn immer mehr zu stärken, Bartók ist jedoch weniger kompromissbereit. Er verwickelt sich in offene Streitigkeiten, genau wegen ihrer Werke und gerade mit seinen deutschen Verlegern. Beide ertragen mit Mühe die immer furchteinflößenderen Ereignisse, die herrschende Arroganz der Mittelmäßigkeit, die dann – nach dem II. Weltkrieg im kommunistischen Ungarn – dermaßen ausartet, dass sich das Geistesleben Kodálys und des ungarischen Volkes zu einem abgeschlossenen Bereich verschließt.

Mit der Verantwortung eines führenden Geistes kämpft Kodály für das Volk, und Bartók mit ähnlicher Besorgnis, gegen das „Monster mit den zwei Köpfen“, das Millionen Soldaten hat. Wie es sich später herausstellt, fällt nur einer der Köpfe im scheußlichen Krieg. (die 2 Köpfe sind: der Faschismus und der Kommunismus)

Es ist typisch, dass anders als Kodály, der sich nie auf das Niveau der Unwürdigen erniedrigt hat, weist Bartók manchmal ein provokantes Verhalten auf. Wie im Jahr 1936, als Göebbels eine Ausstellung mit dem Titel Degenerierte Musik in Düsseldorf organisiert hat: Er war nicht unter den verschiedenen Komponisten wie u.a. Stravinsky, Schönberg und Milhaud, worauf er dem deutschen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten einen Brief geschrieben hat um dagegen zu protestieren, dass man ihn ausgelassen hat.

Kodály ist konservativer, konkreter und gläubiger. Bartók ist Medium und Opfer in einer Person. Bartóks Leben endete mit dem Krieg und im weiteren musste Kodály die ganze Aufgabe weitertragen, die er durch die Einweihung der Kinder in die Zukunft hinüberretten wollte. Die Einführung des Systems des Gesangunterrichts in der Schule und sein hohes Niveau waren deshalb eine perfekte Idee und eine große Tat seines Lebens.

Nicht einmal der, vom deutschen Faschismus, entfachte Weltkrieg konnte Kodály zwingen, sein Land zu verlassen, obwohl er sich des großen Risikos und der Gefahr bewusst war.

Er war sich aber auch der letztendlichen Erfordernisse bewusst, die der Rolle der übernommenen Aufgabe entspringen würden. Bartók, der 1932 eine neue Ehe mit seiner Schülerin Ditta Pásztory schloss, nahm im zweiten Jahr des Krieges, 1940, an einem denkwürdigen Konzert in engem Kreise an der Musikakademie Abschied von Ungarn. Auf seinen Ruf und seine Anerkennung im internationalen Musikleben vertrauend – und nach vorheriger lokaler Erkundigung – ging er mit seiner Familie nach Amerika: nach New York, ins Mekka der Neuen Welt, außerhalb des Kriegswahnsinns und wo – so meinte er – man noch ohne Furcht leben konnte. Schon aufgrund seiner geistigen und physischen Statur hatte Bartók Angst vor der gnadenlosen und eingeschränkten Welt, vor der naturwidrigen Macht und willkürlichen Logik, die der deutsche Faschismus und der russische Bolschewismus darstellten. Angst vor diesem zweiköpfigen, doppelgesichtigen Kriegsphantom der materialistischen Denkweise, die kein Vertrauen und keine Harmonie kennt. Als Jugendlicher hatte er schon die schrecklichen Erlebnisse eines Weltkriegs und einen Zusammenbruch erlebt. Er schrieb: „Ich wäre in einem Krieg auch ohne Bombenanschlag zugrunde gegangen“. Auch so ist er zugrunde gegangen. Er war schon früher an Leukämie erkrankt – eine Erkrankung des Immunsystems – und es wurde dort auch nicht besser. Bessere Zustände hatte er für kurze Perioden. Dieser Seelenzustand verschlechterte sich dadurch, dass er im Niemandsland gelandet war. Er fühlte – wie es später Antal Doráti als Zeuge erzählt hat – dass er das Nest, den Nährboden unter seinen Füssen verloren hatte, die seine Werke, sein Denken, das Wesen seines Lebens inspiriert hatten. Wofür er gelebt und gearbeitet hat. Sein geistig-seelisches Zuhause, den Hintergrund der belebenden Bauernwelt. Dieser innere Mangel war wahrscheinlich der Gnadenstoß, der sein Leben allmählich erlöschen ließ. Aus diesem Grund konnte er wahrscheinlich an Kodály keine Zeile schreiben – fünf Jahre lang, solange er in Amerika weilte. Dabei wollte er das, jedoch vertagte er das Schreiben immer aufs Neue. Er wollte einmal einen detaillierten, langen Brief schreiben. Nach der unglücksschwangeren Welt des Concerto wurde schlussendlich das III. Klavierkonzert dieser lange Brief, seiner Frau, Ditta Páasztory gewidmet, aber dabei an die liebe Heimat und den Freund gerichtet.

Kodály, der den Weltkrieg hier zusammen mit seiner Frau und mit Hilfe von vielen Freunden – z.B. unter dem Schutz von Schweden – mit Glück überlebt hat, dieses „blutige Erbrechen“ – wie es Attila József nannte, und auch die deutsche Besatzung, die Sowjet-Invasion – konnte im glatt gehobelten Europa wieder erfahren, wo der menschliche Geist stand und wo er angekommen war. Dieser barfüßige Wanderer der Wälder musste nach all dem auch erleben, dass nur ein Kopf des Monsters fiel. Dass der erobernde, zerstörende, egoistische Geist des gottlosen Hochmuts weiterlebte, seine Schachteln verschönerte und vorläufig – dank eines geheimnisvollen, gemeinsamen Willens – unbesiegbar war. Dass nichts von den chronischen allgemeinen Übeln gelöst worden ist, weder in der Welt, noch in inzwischen in den Osten gedrängten Ungarn. Dass sich der erbauende, aufrecht erhaltende Geist mit seinem Streben nach Frieden und Harmonie weiterhin und mit größerer  Mühe zu einer Verteidigung einrichten muss, gegen die Genießer und Alleswisser der Mächtigen. Aus dem im Krieg endgültig gedemütigten Land wurde nun der Gewinnler-Sozialismus der Bolschewisten-Großmacht, ein Trabant-Staatüberbleibsel für 40 Jahre mit Diktatur in Kultur und im geistigen Leben. Kodály ist ein seltenes Beispiel dafür, wie der menschliche Geist im Dienste von erhabenen und edlen Zielen unter unmöglichen äußeren Bedingungen Herr bleiben kann. Trotzdem entstanden kaum neue Werke. Mit all seinen Kräften diente er der Kontinuität: der Deutung und Ordnung der gesammelten Volkslieder und vielleicht dem wichtigsten Ziel: die Einweihung der Jugend in den höheren Geist und dem guten Geschmack durch die Tradition. Er hütete die große Idee, die nur noch er selber vertrat: den Glauben und den Geist der tatsächlichen und nicht verlogenen Wirklichkeit. Und so lange er lebte, konnte er diesen Glauben in der Gemeinschaft aufrechterhalten.

Der Tod seiner Frau hat ihn sehr mitgenommen. (Laut einer Legende hat sie Ihren Mann, der etwas weiter Platz genommen hatte, einmal in einem Theater lautstark gemahnt: „Achtung Zoltán, ein Kommunist sitzt neben dir!“ – klarer Ausdruck des Abscheus gegenüber der neuen Macht.) Auch später ging er oft beim Krankenhaus spazieren, wo die geliebte Frau in seiner Gegenwart entschlief. Kodály starb 1967 im Alter von 81 Jahren. Man könnte sagen, der Schöpfer hat ihn zu sich geholt, ohne das ihn eine Krankheit quälte. Eines Morgens ist er nicht mehr aufgewacht. Ein ganzes Volk bestattete seinen Körper in der Erde, und seinen Geist in sein ewiges Gedächtnis.

Seiner Haltung und Bedeutung entsprechend haben die Söhne Bartóks nach der Wende seine Asche über den Ozean und quer durch ganz Europa nach Ungarn gebracht. Beide ruhen in Buda, im Farkasréti-Friedhof.

 

Notiz:

„Kodály und ich wollten eine Synthese zwischen Osten und Westen verwirklichen. Aufgrund unserer Rasse und der geographischen Lage strebten wir mit Recht nach diesem Ziel“ – sagte er zu Serge Moreux im Jahr 1939. Das war eine vollständige lebendige Formel und ein Angebot an das sich auflösende Europa, eine geistige Botschaft mit konsequenter  Lebensführung und dem Treuesiegel einer Freundschaft. Ob so eine, dereinst noch erfassbare Geschichte, heute nicht viel zu „ernsthaft“ wäre als Spielfilm in einem gottlosen, kleinkarierten Europa, das langsam sein Gedächtnis verliert und in einem zerfallenden Ungarn mit seinen zertretenen Hoffnungen und mit untreuen und dummen „Führern“?

 

Übersetzung von Marianne Tharan (Juni/Juli 2018)

Who has seen a Comet locked in a box?

(An essay written in 2001 by György Szabados)

 

It would be a unique enterprise in film history if someone would make a film about the friendship between Bartók and Kodály, being both generally known and highly appreciated figures of the universal culture in the 20^th century. The reason is not only because this friendship was a beautiful and virile bond of two great spirits, whose history constitutes a huge subject and challenge. And also, not because this friendship termed as legendary, has not been treated in the music history nor in the intellectual history, but not even in literature. The subject has remained so far taboo in the best sense, and therefore the intention itself is already peculiar.

The difficulty of a screen adaptation and at the same time its inherent enormous chance is provided by the subject’s manifold and very rich, actually exemplary content of meaning, and its high suspense range. Since these two decisive men were not success-oriented, either in their nature, or in their ideals, and also not in their efforts, their spirituality and demeanor, their oeuvre and fate, were not at all “contemporary”. They epitomized rather the Noble Man in cosmic sense, in a time when spirituality and values seemed to go astray.  

Therefore, it is now high time to engage in and to realize deservingly the screen adaptation of the friendship between Bartók and Kodály. The artistic objective and true actuality of the choice of subject and of the undertaking, consist in the eternally valid, universal, and deeply human exemplary pattern – besides the promising success of the film. As a creative afterlife of this friendship and due to the unique power of the visual effect, this film could be a counterpart to the Gandhi film in intellectual and cultic sense, though of course, not in a social context.

 

Epoch and man

The standard inherent in the subject and the requirement for artistic authenticity are extremely high. This height is set by the basically similarly oriented, however essentially different yet complementary stature, view, and character of the two men.

Further, it refers to the more and more suffocating atmosphere of a particular epoch of a thousand-year old culture and great civilization, which carries and creates heavy world problems – molding this friendship’s dramatic environment. It is the milieu of a maximized energy field, between the poles of which two ingenious creative and visionary spirits are forced to show and to take effect by making use of their personality and their sensible artistic tools, and weaving into their art all problems pertaining to life. It is the world of Europe of the 20^th century, which becomes more and more narrow and hopeless for the spirit. The closed order of the arche – however always open within its sacrality – started to collapse in the Age of Enlightenment for a long period, or maybe forever. The rapprochement and mutual opening of cultures had accelerated at the turn of the century, a time lapse leading straight to the First World War. Mutual influences started to take effect, provoking with this horizontal movement a cultural and spiritual dilution, running into the paradise of possession, the pleasures’ assumption of power – the latent preparation and anticipation of today’s globalization. An ambivalent, swirling environment, its unbridled inner force caused this opening up with its unchanged will for conquering; a space where masses are permanently marching. Its unbridled consequence is the more and more unrestrained reality of the self-interested power escaping from the order of the arche. A universal uncertainty and the total cornering of the spiritual man, of the maintaining man, and with him of the spirit representing a nobler human quality.

In order to characterize this film project – and not only to give an epitethon ornans – let me quote a perfect comment of the taciturn but always meaningfully speaking Kodály. He was almost 70 years old in the fifties when he was invited to participate at a closed session of the leaders of the Hungarion Labour Party dealing with the subject of Bartók. After everyone had dragged him through the dirt, Kodály was asked for his opinion and he replied shortly: Who has seen a comet locked in a box?

Yes. Bartók’s and Kodály’s era was the world of the civilization of the 20^th century, the world of Bolshevization and Fascistization; the place where the spirit was locked in a box. It was an arrogant, self-degrading world; a world claiming to be godless, a perfidious world without a yardstick. Neither Europe, nor America represented a counterpole to this; moreover, they were the source of this world. It was the world of the soul’s homelessness, from which Bartók, the more defenceless, died sooner. Kodály was able to tolerate it; he was better equipped against it. The great contemporary poet, Attila József expressed the same: “I died of life – I’m not the only one.” (transl.: Ozsváth, Zsuzsanna; Turner, Frederick)

 The space, which opened up, meant here only America, Africa, and Asia. The islands and air space, important for military purposes. The seas rich in treasures. The conquerer hopes his salvation will come from the space. Exceptions are those peoples, cultures, and spirits who go on keeping a watch on totality and maintaining their cults nolens-volens. Like the Hungarian people. Its language is steadier, sturdier, its way of thinking is spacious but careful and elementary, its taste is grandious, and its art is symbolic. One only has to believe him, to believe in him. And it must be understood.   

 

Man and epoch

Kodály was born in a pretentious family of public officials (1882, Kecskemét. His father was station master in Galánta, and later in Nagyszombat). He had rather a philosophic disposition and he cultivated it. Following his grammar school and linguistic studies he acquired, in 1906, a doctorate degree in philology during his years of study at the music academy. During these years, which shaped his spirit and character, he met Bartók who came from the countryside to Budapest as well: in him Kodály recognized a kindred spirit and the great talent.

Bartók (1881, Nagyszentmiklós) has rather an instinctive predisposition. He is a man living through everything, extraordinarily sensible, spending his childhood in permanent illness and reaching his initiation through suffering. His way of thinking is at the same time analytic and systematic; he is searching in everything for factual security, and coherence, and harmony in the deepness of everything. And he finds them of course. He was brought up by his mother without paternal support (his father, a head-master of excellent capacities died early). The devoted mother with a musical passion was fully aware of her son’s value and of the nature of this value. 

Bartók spent in his youth in the pretentious musical environment of the small-town’s intellectual life as it evolved under Vienna’s influence by the turn of the century. Ferenc Erkel’s son was his piano teacher in Pozsony (today Bratislava), and forbade him to follow his then already bubbling inclination to improvise.

But it was Kodály who directed him towards the music of Hungarian spirit and style, whose research had become the biggest passion of his life, as he admitted later.

Although they are each other’s opposite in stature, shape, and other appearances, similarities abound in their character and views.

Extraordinary qualities in both of them brought them together, moreover, hurled them immediately into a friendly closeness. These qualities are the creative musical disposition, which manifested itself early (in Bartók even earlier) proving to be of a highly demanding attitude even in its content; the meditative mindset and analysing-thinking, being basic requirements for undisputable statements; their not-bohemian but scientific nature, mature insight, and the consequent persistence in their thought; nature’s love and admiration; belief and conviction in a fundamental and eternal morality, and their endless diligence. And something more; the tradition still living in the environment of their youth.  

Bartók was faster in his movements, more passionate and impulsive. Kodály was more disciplined like someone who consequently represents something even with his person. When looking back at their life and remembering their oeuvre, Bartók’s inclination and force for adventures and changes are obvious, as well as his work to reshape and re-articulate everything in accordance with the faithful natural setting of traditions. This is markedly present in him. Renewing and renewal. In the extremely open minded Kodály we notice an almost tangible faithfulness to the orientating height of the divine intellect and perspective, to the maintaining, invisible, and eternal spiritual foundation. To the enlivening entity, to the Harmony. Kodály is pointedly a Christian man in his entire personality. His gaze point is the zenith of the middle ages, and being an artist, he observes and shows things through its transparency. This attitude is the main characteristic of his manifold working activities and rich musical world. Bartók, in contrast, is nearer to the pagan sacrality immanent in Christianity, and he has learned early that while the world is turning on a diamond axle, the accomplice of the evil on Earth is only man.

The way of thinking of both is as a closed system, because this is what the tested spiritual tradition and the admired nature suggested to them. This gave the certitude of their orientation and judgment and provided their moral steadfastness. And this is a great lesson.

But for the purpose that this enfolding friendship develops to an eternal – as it will turn out later – and exemplary beautiful and great friendship, and becomes due to their activities one of the pillars of the universal human culture’s continuity – as it turned out that it became – the initiating hand of the big common work was needed, a work which they have engaged themselves for. This work is namely the admiration, stock-taking, and processing of the folk music tradition, and to make it to common good. The root of their friendship was the similarity of their mindset, but the seal of eternity was impressed on it by the commonly carried fate. 

This fatefullness followed partly from the historical situation. The narrow field of their life, their struggling activities, and their mutually helping friendship was shaped by the end of the Hungarian monarchy, which at the turn of the century, defeated by international power – although the country had not yet recovered from the lost freedom fight of 1849-50 – and by the new, artificially-created Eastern Europe, full of irresolvable contradictions, and which had already turned its attention beyond Europe. This determination by Eastern Europe and this perspective follow them during their whole life. They don’t complain. They accept that entwined within them is their burning belief in life, their willingness to serve, and an immanent feeling of being threatened. (This experience of being threatened will be dominant worldwide after Hiroshima, well characterizing this process on a big scale. Eastern Europe is not only the cradle of modern physics and mathematics, but also of the universal experience of being threatened.) 

Further to their artistic and spiritual relationship, their friendship from their youth grew to a tacit soul-bond following Hungary’s historic fate ending in a war, and the senseless dismembering of the country in front of their eyes. The honourable, tragic, general feeling following the First World War, and the deep worry because of the cruelty and cheap intentions of the act. The shock and the awakening. This should be the decisive atmosphere of the film, as a projection of the state of their soul. The First World War and what followed after made it evident to both that Europe was no more the place of the spirit’s light. That King Lear’s tragedy started to take place here. The parts, the children of a ghost with guilty feelings, jumped down each other’s throats, and there was no transcendent power to hold back the increased tendencies with destructive intentions. Big spirits had the presentiment of that; that one had to be prepared for maintenance, saving, and defense; that this is the biggest and most obvious order of life of this epoch under a more and more spectacular and modern horizon; that the dangerous emergence of that tries every culture and burns in every human. This is the reason why the dissonance in Bartók’s music and Kodály’s supplication will be so credible, screaming to heaven. Epoch collides with man, man collides with epoch. Only God and the stars remain beautiful, as in the folk tales.

A decisive step which they took together was the role they played in the Hungarian Communist Republic (in 1919, March-August). Their participation was politically insignificant, but it greatly affected their life, and the Hungarian music life’s further development in a certain sense. It is a story so characteristic for the era. The shameful World War produced in its last phase the Communist Republic, a regime in power during a few months, which wanted to make blank slate in almost every area of life. The old monarchic elite with a spirituality under a strong German influence was cleaned away, the people were intimidated by terroristic means, the poor were used or abused as the driving force for the interest of a new and foreign power system representing an extremely radical ideology, which had nothing to do with the people, with its culture, with the natural way of thinking, with high spirituality, or even with the basic morality. Its only tool was total power in its material form. And its only usefulness was this great internal transformation. This power, serving again foreign aims, succeeded in churning up the social environment almost completely in Hungary, and put down the former political and spiritual elite, who for a long time were already unable to lead the country.

The Soviet style councils – this small-minded spirit of narrowness set free from the magic lamp – catapulted into power and directed even cultural life through so called “directorates”. Kodály and Bartók – already around 40 years old – recognized the historic moment and became members of the music directorate. This carefully considered step seemed at first glance as being a careerist move and had two consequences. On the one hand, they entered the circle of attention of the left-wing (later anti-fascistic) world movement, which later came to help them potentially in tougher and more paralyzing times. On the other hand, with this move they appeared as spiritual powers on the political scene which became more and more involved in, and dominated the cultural life. They represented and evoked the musical and cultic Hungarian tradition of universal value and beauty, so far considered as valueless and pushed down to the lowest level of society. This step, the use of the opening space and possibilities was a logical, although risky move, because it threatened their independent and dedicated spirituality. It speaks for the good instinct of rightful and sacrificing people that this step caused later disadvantages only in their material existence and rather thwarted Kodály. Their goal however, they have reached it for ever; the new music, evolving from the complete Hungarian music tradition, became dominant in the Hungarian music life, and through this the Hungarian peasantry; this layer of society maintaining this huge archaic knowledge, was lifted into the artistic, spiritual, and political public domain. Besides the grandioseness of their capturing music art, this consequence is probably the most important deed of their life, which also greatly affected the century’s perception of culture.

Meanwhile they watched out for the spiritual movements in Paris and Berlin as well as for the artistic trends, and noticed early (Kodály even earlier) their colors and anomalies. They saw the novelty, the topicality, and the modernity, but also the spirit’s pitfalls manifesting in them. They followed however with elementary curiosity, the emerging cults treated as exotic everywhere in Europe. They admired Debussy’s music and through his music, the Far-East. And especially Bartók admired the blacks’ music, the jazz, which he liked and which he considered as a belated sound world of the “primary music ocean”, a notion created by him. He appraised it with his perfectly functioning musical taste. He considered as essential music with equal value only that kind of jazz which represented a cultic expression. “We don’t need jazz – he said – we have a wonderful folk music, it is not necessary that we fall into the arms of jazz.” These standards of evaluation are characteristic for their view. 

The world of their childhood emerged as a contemporary and complete answer; an experienced and warming world. They wanted to give a chance to the opening, to the essential renewal through music, through supporting this disappearing world. Opposed to cultural colonization, they believed in internal salvation. They found the only worthy answer to the huge historic, social, cultural, and other problems of life, as a solution for these important questions in painful times, the answer to the spiritual challenges of the era in the great heritage of the past, in the peasant world and art, in its opening. They saw the answer in a timeless, analogous, and living quality, which haughty times rejected and condemned to be forgotten. The village’s world close to nature suddenly became perhaps the most important and beloved field of their life. The peasant environment which still used to live – even in its decaying state – with its every movement within the sacrality and the arche. This gave the frame for life’s daily, weekly, and timeless flow; life and death, joy and sorrow, day and night, and whatever activity in between, were embedded in this original source, in a sensible and graded inner differentiation. This simple functionality meant at the same time pure aesthetic, and this was essentially the pompous and symbolic visualization of the sacrality. Even in its profanity it remains the holy cult of the Secret Great Totality and of the Cause, which manifests itself in the causality, in Nature’s Order. The cosmic homeliness of this world – in spite of all its historic and social misery – was almost paradisiacal, a stream whose shores led from the endless to the endless.

They collected not only the songs of the peasants (dividing between themselves the Hungarian language areas), but they absorbed their way of thinking, assumed their relatedness and behavior patterns. These impregnated their person and works. They have to impregnate the atmosphere of the film too. Deep in Kodály’s music, literature, and ideas about education, these archaic processes of consciousness and harmless pure soul are present, as maintained by the peasant world, with the purpose to hand it over from child to child, from era to era. This is evoked in our soul; this is his music’s spiritual ethos. Bartók and his music differ only in its dramatic attitude but not in its spirit. Scarcity and asceticism are considered by him too as nature’s laws, similar to his life-moving rhythmics, and often with the nostalgia to evoke the ideas. All his life he craved for the world of the villages, near the nature, to the peasants’ environment; there he felt happy, only there he felt at home. He referred to them as “my dear peasants”. The Dutch music researcher, Denijs Dille, who later visited all the places frequented by Bartók, is an authentic witness of the secret desire and admiration of Bartók, when he met a beautiful and virtuous peasant girl with pure eyes – as he was told. What a secret escape from the world!

Bartók’ and Kodály’s answer was more complete, with more truth and more moral, of a higher order. Not churning up, not selfish, but restoring. “There is and there will be no evolution in music, only change” – said Bartók in 1933. This seems to be an anachronistic statement even today, whereas it is a wisdom about the true nature of things. A basic rule of a value order; a better base, a more comprehensive reality are not known by the human spirit and experience so far. The inherent universal morality is always the same, not because the world is decaying, but because man often becomes unworthy. This is the inner danger for cultures and civilizations.

Destiny

The friendship between Bartók and Kodály roots in spirituality but it is sealed by their engagement in a common destiny. This seal, which seems to be from outside a beautiful twin-relationship full of struggle, when looked upon from inside, is a functionally experienced geniality in the sense of service, a very conscious and disciplined experience of geniality.

The deepness of this friendship can hardly be followed in the private sphere. Neither of them allowed a glance into it. Bartók treated even his composer methods as a private secret. Otherwise, both lived modestly, in conditions allowing them only quiet work. They clothed with simple elegance, according to the time’s fashion. They liked peasant furniture and objects. And they were often ill.

They often participated in social life but always in the service of their goals. The saloon was a favorite place of Hungary’s upward-moving middle class. Erkel’s passion was the game of chess; they had no other passionate pastime than music and music science, reading and watching the spiritual life. Kodály loved teaching and walking in the mountains, mostly barefooted in the forest (like in Galyatető, his favorite recreation area). Here is a typical letter, which he wrote to Bartók from the famous sanatorium in Germany in 1908.

„Life in its form here has many things, which are necessary for my ideal life and what I am missing (sea, big nature), I endure knowing that I will have it later. The people are ugly and too many but I don’t have to care about them. When I walk among them or cross over, they wander when looking at my head, after at my foot: one is in a sandal, the other has not even that. What we are doing here? We are bathing in water, air, sunshine, in between we do gymnastics, we eat a lot (here our appetite has doubled) and we drown in fruit and vegetables. When I remember sometimes that a music academy also exists – this vision disappears fast like a funny dream. When we do gymnastics, we realize that we have no idea about ourselves – and we take interest in anatomy, in muscles, etc. Shortly, maybe I was never able to forget so much about myself. And if I can hold on some more weeks, it certainly will be very useful. Not to speak about the wooden house: it is almost like sleeping outside. Main thing, I start getting information because there are lots of such places in the world, may be even better ones. Come here soon, it is the best occasion here to start with the “air bathing”, because it is an art and one has to start with it carefully. Put on your sandals, throw away your hat and take off your clothes! Let us start with a new life on this rotten earth. We have to preach at home also the idea of nakedness. It will be a great thing, just wait. And a lot more delight. Sickness will be wiped out within a short time.”

Once a week, always at the same time, he studied the Greek language and philosophy; furthermore, he regularly visited the Lukács swimming bath.

Bartók too was an enthusiastic walker where he could satisfy his interests for botanic and insects. But he often gave concerts inland and abroad and had less time for such pastimes. He preferred travelling to teaching. Collecting folk songs, longer travels, and walks in their youth could be the most intimated, most homely places of their thoughts; places and occasions for meditation. The star-studded sky above meadows, the forests’ cathedral, completed by the new experiences informing about a “world below history”.  Looking back from this “existence outside”, things revealed themselves in a broader perspective. Nature’s silence, the sounds emerging in the silence are for a musician the most freeing, most spacious “abode”. Nature is order and romantic – in one. Parable and energy field.

Their travels abroad were always completed by visits to museums and towns, observing local customs, local cults, the people, and its culture; especially for Bartók who gave more concerts and so had to travel more frequently. These journeys were the opportunities for wondering and comparing, for the spirit’s orientation. Their correspondence provides enough evidence for it.

Physically Kodály was tougher and more trained. Bartók’s physical condition (he had a pulmonary disease in his youth) could hardly follow the enterprises and the speed of his spirit. His journeys for collecting folk music and concert tours were often burdensome. But he cared less for the maintenance of his physical state and therefore needed caring. Both were obsessed with their mission, according to their predisposition.

While Kodály lived in two harmonic marriages; one in his youth, the other one in his old age, and these completely filled his private life, Bartók’s emotional life was more dramatic and passionate. His love to Stefi Geyer, the very talented violinist, remained without response and was an emotional torment for a lifetime; she left decisive traces in his works, as the Two portraits (Két arckép) and the opera The Bluebard’s Castle (A kékszakállú herceg vára), bear witness. Since this love added to the deep depression following an unsuccessful international composer and pianist competition (Rubinstein competition in 1905), it is evident why Kodály commented on the situation as follows; this disappointment in love pushed him to the “edge of non-existence”.

Soon after their friendship was put to the test when they met Mrs. Emma Sándor, a lady with excellent general knowledge and a high level of music education. They both gave her lessons and in whose house – still as Mrs. Henrik Gruber – a kind of intellectual saloon took place, a meeting and gathering place of many young artists. They met each other in her saloon on the 18^th March 1905. They admired her, this much older, not especially beautiful, but the more ravishing, empathic lady with an extremely positive spirituality – and they both courted her. Emma Sándor was aware of this and saw also the extraordinary qualities of both young men. Finally, she opted for Kodály; she divorced and they got married and they lived in an exemplary, lovingly cooperating partnership. Together with Kodály – and also according to her will – they always helped their much-appreciated friend. Notes, manuscripts, and beautiful letters prove this. Bartók shut this fiasco in himself forever. The drama taking place deep inside, never affected their life. Bartók’s more expressive music might be a hint only for the few insiders; Kodály however never allowed any reference to his private sphere into his music. His letters written to his wife are as beautiful, pure, and exquisite as himself and as his particular, thankful love to Emma Sándor. Kodály had never abused his lucky “victory”, he didn’t even consider it as such. He loved, appreciated, and understood his friend more than that; he understood even his sometimes-fatal love-dramas. He was aware that Bartók also knew about all that and that this was the only worthy and supportable behaviour in their friendship. Bartók also married soon (1909, Márta Ziegler) and he also made efforts to propagate and to promote Kodály’s music. After his own and Beethoven’s music, he used to play mostly Kodály’s works during his concerts. After the fall of the soviet style Republic (1919), when proceedings were initiated against Kodály and he was obstructed in his activities for a long time, Bartók stood up for him in every field, although he was equally affected. The family Bartók, soon with three members, used to live in Kodály’s house for a while in the hard times after the First World War.

These events could be interpreted as a metaphor for their further fate. Kodály’s esteem increased with time; Bartók’s life became more and more of a struggle – in spite of his important reputation – until his early death.   

A veritable great event was in the life of both of them – as well as in the history of the Hungarian music – the concert, which they held in the spring of 1923 on the occasion of the unification of Buda and Pest. Both gave the first performance of a great work. Kodály’s Psalmus Hungaricus and Bartók’s Dance suite (Tánzszvit) were launched to conquer the world. Additionally, the influence which these two musicians exerted on the composed music of the civilized world now started now spread. These works clearly show one of the main differences between their musical and spiritual relationship: while Kodály looks deep inside his own culture in space and time, and builds upon the soul of the Christian (Hungarian) Middle Ages, Bartók is searching for deep likenesses within the human world. He collected music in Turkey and in North-Africa, he was excited by the “primary music ocean” and recognized again and again the timeless values of the Hungarian music. Slowly, Kodály became the apostle of choir music, one of the greatest composers of sacral music in modern times, and Bartók continued to research the foundations of the music culture, and so he confirmed his pantheistic views and joined the Transylvanian Unitarian Church as a secret heart-bonding.

Their destiny – although leading them on different paths – becomes rather the fate of men submitted to limitless powers. The National Socialist assumption of power in Germany and the lurking, threatening Bolshevik takeover of power, reinforce Kodály’s community spirit prompting into a battle for survival. Bartók’s nature is however less prepared to compromise. He gets into open fights, and just for the reasons of his works and just with his German partners (editors). They badly endure the more and more frightening events, mediocrity’s dominating arrogance, which will be – after the Second World War in Hungary – the closed territory of Kodály and of the Hungarian spiritual life. Kodály is struggling for his people with the responsibility of a leading spirit; Bartók is fighting with the same concern against the “monster” with two heads and millions of soldiers. And as it turns out later, only one of its heads will fall in the awful war.

It is typical that unlike Kodály who never descended to the level of unworthy people, Bartók sometimes behaves himself in a provocative way. For example, in 1936 when Goebbels organized an exhibition in Düsseldorf with the title: Degenerated music, mentioning Stravinsky, Schönberg, Milhaud, and othersm but omitting him, he wrote a letter to the Germen ministry of Foreign Affairs protesting that his name was left out.

Kodály is more conservative, concrete, and religious. Bartók is medium and victim in one person. Bartók’s life ended with the war and after it was Kodály who had to carry the totality of their mission, which he wanted to save for the future by the initiation of the children. The implementation of the system of singing lessons in schools and its high level was therefore a perfect idea, and his life’s great deed.

Nothing could convince Kodály to leave his country, not even the world war provoked by German fascism, although he knew exactly the extent of the risks and danger. And he was aware of the final requirements resulting from the mission he accepted. Bartók married in 1932 his pupil, Ditta Pásztory, and in the second year of the war, in 1940, he said farewell to Hungary during a memorable concert at the Music Academy. Trusting in his reputation, the recognition he gained in the international music life – after some orientation and information – he went to America with his family: to New York, to the Mecca of the New World, which was outside the madness of the war, and where he hoped to be able to live without fear. Due to his spiritual and physic stature, Bartók was frightened of the cruel and narrow world, of the unnatural power and despotic logic represented by the German Fascism and the Russian Bolshevism. Frightened of this double-headed, double-faced phantom of war evoked by the materialistic way of thinking, which doesn’t know either confidence or harmony.  As a young man he had already experienced a horrible world war and collapse. He wrote: I would have perished in a war even without a bomb attack.” Even so, he had perished. He suffered leukaemia earlier – a sickness of the immune system – and it didn’t improve in America. Only for short periods he was better off. And additionally, to this state of mind, he felt that he came to no-man’s-land. He felt – as Antal Doráti reported later as a witness – that he lost the nest, the nourishing soil, which had inspired his works, his thinking, the essence of his life, for which he lived and worked; his spiritual and emotional home, the background of the reviving world of the peasants. This inner deprivation was probably the coup de grace which slowly extinguished his life. This might have been the reason that he was not able to write a word to Kodály for five years; as long as he stayed in America. However, he wanted to, he prepared to write but he always postponed it. He intended to write a detailed, long letter. After the ill-fated world of the Concerto, the Piano Concerto III became the long letter, which he recommended to his wife Ditta Pásztory, but which was addressed to the dear fatherland, and in it, to his friends. 

Kodály survived the war together with his wife in Hungary with the help of several friends – and under the protection of Sweden – he luckily survived this “bloody vomit”, as the poet Attila József called it, the Germen occupation, the invasion of the Soviet-Union – and he could experience again in the smoothly polished Europe where the human spirit had landed. This barefooted walker in the forests had to experience that only one head of the monster dropped. That the conquering, destroying, egoistic spirit of the godless arrogance had survived, polished his boxes, and is invincible for the time being – due to a mysterious, common will. That none of the chronic, general evils had been solved, not in the world, and not in Hungary pushed now to the East. That the sustaining spirit, building on peace and harmony, has to settle down further on for defence against the pleasure-seeker and all-knower power usurpers. This country, humiliated in the war, has become from now on a profit-seeking socialism of the bolshevist great power, the remnant of a state during 40 years with dictatorship in the culture and in the intellectual life.  Kodály is a rare example how the human spirit can remain in control and still serve higher and nobler purposes when facing impossible outside conditions. He rarely composed new works after this time. He served continuity with all his force: he interpreted and arranged the collected folk songs and maybe he did the most important thing – the initiation of the youth in a higher spirit and in a taste through tradition. He guarded the big idea, which only he was representing now; he kept the belief in and the spirit of the true reality devoid of lies. And as long as he lived, he sustained this belief in his community.

His wife’s death evoked deep sadness in Kodály. (According to a legend, Mrs. Kodály, when sitting in a theatre a bit farther away from her husband, told him loudly: “Attention Zoltán! A communist is sitting next to you” – a clear statement of her horror towards the new power.) Later on Kodály often went for a walk near the hospital where his beloved wife passed away in his presence. Kodály died in 1967 at the age of 81. We could say that the Creator brought him to himself since he didn’t suffer from any ailment. One morning he didn’t wake up. A whole nation buried his body into the earth and his spirit into his eternal memory.

In accordance with his bearing and importance, Bartók’s sons brought his ashes home, over the ocean and over Europe after 1990. Both rest in Buda, in the Farkasréti cemetery.

 

 

Notes:

„Kodály and myself we wanted to create a synthesis of East and West.  Based on our race and our geographical position, we aspire with right to this objective…” he told this to Serge Moreax in 1939, and this was a living formula and offer to the reviving Europe. A spiritual message sealed with a consequent way of life and the fidelity of a friendship. The question is if this story – those days still graspable – wouldn’t be too “serious” for a film in today’s godless, small-minded Europe, losing its memory, and above all, in a crumbled Hungary with smashed hopes with unfaithful and stupid “leaders”?

 

Translation by Marianne Tharan (November 2018)