Lecture in Zebegény on the 21st May 2004 held for the adult evening class „Dunakanyar” – recension by Marianne Tharan
György Szabados: The music, the world and man
Reality is composed of thousands of threads simultaneously: parallel, crossing, intertwining, coming together in space covering the whole universe, in time from the beginning towards the future. During his short life every man senses something of parts of Reality but the human brain is hardly capable of perceiving the functioning of the whole structure. Luckily, there live some extraordinary people among us, whom God has given a lantern. They discover many more correlations in this rich reality, they see things which the average person does not notice – although Reality manifests itself equally to all. Such a man with lantern is György Szabados, the „polymath of the Danube bend” (as György Esztergomi declared).
The title of the lecture refers to the fact that not simply transparent correlations will be dealt with. As we have suspected the biggest problem is with the world: by the time the world made it through to the 20th century, God was killed and replaced by human goals. However, human goals are final, egoist and falling into dead-ends. The big achievement of today’s developed civilisation is that material prosperity has been reached against nature and not in accordance with nature. The self-confident man of our conceited, snobbish world is lonely because he cannot understand the splendour of the spiritual existence. Therefore, his research is not aiming at the attainment of spiritual knowledge but at the knowledge of the material: he is dismantling everything to its composing parts, takes everything to pieces, and as his activity goes deeper and deeper, he gets stuck more and more in material. He who is researching downwards, becomes more stupid with regard to spiritual knowledge. Since every solution, every answer to the questions has to be looked for from above.
Music is Creation’s primordial manifestation. At a physical level, music is vibration, fluctuation, like noise. We have the impression that in today’s world it remains at this level: hard, shrieking, destructive mass music flowing towards us. The spiritual man is defending himself and is closed in upon himself. Béla Hamvas approached music from the direction of the Creator, and he comes the nearest to it: music is the language of existence. Every living and lifeless creature in the material world sends out vibrations, this is the language of his existence, sacrality emerging from the secret of his existence. Music is such a world-view on a stable foundation, which makes a lot of things understandable, and we have reached already the higher regions of philosophy. The world is energy dropped into shape; when it gives a sign of life, it makes one hear a sound. It would dissolve without a shape but shape itself is lifeless, it is stiffness: death hidden in the living. Every earthly power has understood that music is world-power and has used music for its own purposes and still does.
Man is between the world and the music. Sometimes orphaned and abused, sometimes an ignorant instrument in the hands of evil forces, sometimes a worthy and humble creature. The latter makes our life liveable, preserves the traditions for the future and helps the frail human to find the way leading to the Creator. His consciousness and sublimity are nourished from the recognition that music is the only art of life – all the rest are objectual arts, lacking a relation to vibration. Creation also took place by vibration according to the Indian tradition. That is why music belongs to the Creation, to Life. If we don’t place music back to its deserving place in the world, if we don’t return back the world turned inside-out, we are not worthy to the Creator. In this case, what makes us Man?
Tharan-Trieb Marianne (Translation by Tharan Marianne)
Vortrag an der Veranstaltung der „Ungarntum-Volkshochschule Dunakanyar“ am 21. Mai 2004 in Zebegény:
György Szabados: Die Musik, die Welt und der Mensch
Die Wirklichkeit verläuft gleichzeitig an tausend Fäden entlang: parallel, kreuzweise, zusammengewickelt, aufeinander treffend – im Raum des gesamten Weltalls seit dem Zeitenbeginn bis in die Zukunft gerichtet.
Im Laufe seines kurzen Lebens empfindet jeder Mensch etwas von den einzelnen Teilen dieser Wirklichkeit; das Funktionieren der gesamten Struktur vermag jedoch das menschliche Gehirn wahrscheinlich gar nicht in Gänze zu erfassen. Zum Glück weilen außerordentlich begabte Menschen unter uns, denen Gott eine Laterne in die Hand gesteckt hat. Vom eigentlichen Reichtum der Wirklichkeit entdecken sie viel mehr Zusammenhänge, viele Dinge, die der Durchschnittsmensch gar nicht wahrnimmt, obwohl sich die Wirklichkeit auch ihm offenbart. So ein Mensch mit Laterne ist György Szabados der „Universalgelehrte des Donauknies“ (nach György Esztergomi).
Schon der Titel des Vortrags deutet darauf hin, dass es sich nicht um die Erhellung von einfach durchschaubaren Zusammenhängen handelt. Wie wir schon ahnen, besteht das größte Problem mit der Welt selbst: bis sie das 20. Jahrhundert erreicht hatte, wurde Gott getötet – und durch menschliche Ziele ersetzt.
Die menschlichen Ziele sind nicht auf das Endlose gerichtet, sind egoistisch und münden in Sackgassen. Die große Errungenschaft der heutigen entwickelten Zivilisation ist die Tatsache, dass der materielle Wohlstand trotz der Natur – und nicht im Einklang mit der Natur erreicht worden ist. Der selbstsüchtige Mensch unserer hochmütigen snobistischen Welt ist einsam, weil er die Großartigkeit des geistigen Daseins nicht erfassen kann. Seine Forschung ist demzufolge nicht auf die Aneignung von geistigem Wissen gerichtet, sondern auf das Kennenlernen des Materials: er zersetzt und seziert alles, zerlegt alles in Einzelteile und obwohl er mit dieser Tätigkeit immer tiefer gelangt, bleibt er auch immer mehr im Materiellen haften.
Derjenige, der seine Forschung in Richtung abwärts betreibt, wird immer dümmer im Sinne des geistigen Wissens, da jede Lösung, jede Antwort nur oben zu suchen ist.
Musik ist die primordiale Äußerung der Schöpfung. Sie ist Vibration, Schwingung auf physischer Ebene, genau wie das Geräusch. Unser Eindruck ist, dass sie in der heutigen Welt auf dieser Ebene stecken bleibt: eine harte, brüllende, destruktive Massenmusik umhüllt uns. Der geistige Mensch verteidigt sich und zieht sich in sich selbst zurück. Béla Hamvas nähert sich der Musik aus der Richtung des Schöpfers und so kommt er ihr am nahesten; die Musik ist die Sprache der Existenz.
Jede lebende und leblose Schöpfung der materiellen Welt sendet Schwingungen aus, das ist die Sprache ihrer Existenz, die aus dem Geheimnis ihres Da-Seins entspringende Sakralität. Musik ist ein auf einem sehr stabilen Fundament ruhendes Weltbild, wodurch vieles verständlich wird. Und damit sind wir bei den höchsten Regionen der Philosophie angelangt. Die Welt ist in Form gefallene Energie, jedes Mal, wenn sie ein Lebenszeichen abgibt, lässt sie einen Ton erklingen. Sie würde ohne Form zerfließen, aber die Form ist auch gleichzeitig das Leblose, die Starre: der in allem Lebenden steckende Tod. Jede irdische Macht hat begriffen, dass Musik Weltmacht bedeutet und hat sie für ihre Zwecke missbraucht – und tut es auch heute noch.
Zwischen der Welt und der Musik steht der Mensch. Mal verwaist, mal ausgenützt, mal als unwissendes Mittel in der Hand von bösen Mächten, mal als würdige und demütige Kreatur der Schöpfung. Der letztere Typ macht unser Leben erst lebbar, hütet die Traditionen für die Zukunft, hilft dem hinfälligen Menschen den Weg zum Schöpfer zu finden.
Seine Bewusstheit und geistige Erhabenheit nähren sich aus der Erkenntnis, dass Musik die einzige Kunst des Lebens ist. Andere, wie die gegenständliche Kunst sind nicht mit der Schwingung verwandt. Die Weltschöpfung erfolgte auch durch Schwingung, sagt die indische Tradition. Deshalb gehört die Musik zur Schöpfung, zum Leben. Wenn wir die Musik nicht auf die ihr gebührende würdige Stellung in der Welt zurückversetzen; wenn wir die auf den Kopf gestellte Welt nicht umkehren, werden wir dem Schöpfer unwürdig. In dem Fall: was würde uns noch als menschliche Wesen ausweisen?
Marianne Tharan-Trieb (Übersetzung Marianne Tharan)